Was ist Crack und wie gefährlich ist diese Droge? Die wichtigsten Fakten (2024)

Erklärt

In Berlin, Zürich, Paris, Genf und vielen anderen Städten nimmt der Crack-Konsum zu, teilweise bilden sich Strassenszenen. Wir erklären, wie diese Droge wirkt und wer sie einnimmt.

Was ist Crack und wie gefährlich ist diese Droge? Die wichtigsten Fakten (1)

Was ist Crack?

Crack ist rauchbares Kokain. Es wird aus dem «normalen» Kokainpulver, das Konsumenten durch die Nase einziehen, hergestellt. Dafür wird das angefeuchtete Pulver mit Backpulver vermischt und dann erhitzt. Wird das Kokainpulver mit Ammoniak aufgekocht, entsteht die sogenannte Freebase. Bei beiden Prozessen entstehen kleine wasserunlösliche Körnchen. Diese werden dann sofort – meist in einer kleinen Glaspfeife, möglich ist auch auf Alufolie – geraucht. Die Bröckchen knistern, wenn sie platzen. Daher hat die Droge ihren Namen: Crack.

Ist Crack gefährlicher als Kokain?

Ja. Denn beim Rauchen gelangt das Aufputschmittel innert weniger Sekunden ins Blut und damit auch ins Gehirn. Wird Kokain hingegen geschnupft, so dauert es mehrere Minuten, bis eine Wirkung spürbar wird. Crack hingegen verschafft dem Raucher einen fast sofortigen und intensiveren Kick.

Das bedeutet, dass Crack abhängiger macht als geschnupftes Kokain. Experten schätzen, dass im Durchschnitt jeder fünfte Kokainkonsument abhängig wird. Crack-Raucher werden noch häufiger süchtig. Zum Vergleich: Von Heroin wird jeder Vierte abhängig, von Nikotin jeder Dritte.

Warum macht Crack abhängig?

Crack oder andere Formen von Kokain wirken im Gehirn stimulierend. Sie beeinflussen die Menge des Botenstoffes Dopamin, der das Belohnungszentrum des Gehirns steuert.

Je mehr Dopamin sich zwischen den Nervenzellen des Gehirns befindet, desto wacher und aktiver fühlt sich der Mensch. Und ein Verhalten, das zu einer Dopamin-Ausschüttung führt, wird gerne wiederholt oder gar zur Gewohnheit. So steuert das Dopamin im Gehirn unsere Motivation und unser Verhalten.

Im Normalfall wird das Dopamin, kurz nachdem es von einer Nervenzelle ausgeschüttet worden ist, wieder aufgenommen und verliert seine Wirkung auf die Nachbarzelle. Doch unter dem Einfluss von Kokain ist diese Wiederaufnahme blockiert. Das Dopamin wirkt also länger im Gehirn. Der Mensch fühlt sich dadurch energiegeladen und euphorisiert.

Je häufiger das Gehirn mit Dopamin geflutet wird, desto mehr gewöhnt es sich daran. Der Mensch braucht dann immer mehr Stimulation, um sich gut zu fühlen. Wer drogenabhängig wird, erlebt dann nichts mehr als lohnend – nur noch den Crack-Konsum. Mit den Jahren und bei häufigem Konsum passen sich auch andere Hirnregionen an die hohe Dosis Dopamin an. Das führt zu Einschränkungen beim Denken und Lernen.

Ist Crack schädlicher als geschnupftes Kokain?

Ja. Da beim Rauchen die Droge schneller im Gehirn ist, wird sie auch schneller wieder abgebaut. Somit hat der Konsument schon nach 15 bis 30 Minuten das Bedürfnis nach einer nächsten Dosis. Crack-Rauchen führt daher oftmals zu ungehemmtem, vielfachem Konsum. Zudem schädigt das Rauchen die Lunge, den Mund-Rachen-Raum und die Zähne.

Die anderen langfristigen Schäden sind vergleichbar mit jenen, die von Kokain verursacht werden. Schon nach der ersten Einnahme kann es zu Krampfanfällen und unkontrollierbaren Muskelzuckungen kommen. Langfristiger Konsum kann Schäden an diversen Organen verursachen. So ist das Herzinfarkt- wie auch das Schlaganfallrisiko nach der Einnahme um das Zehnfache erhöht, es kommt zu Bluthochdruck. Durch die entstehende Appetitlosigkeit magern vor allem regelmässige Konsumenten stark ab.

Noch ist unklar, ob Crack für das Herz-Kreislauf-System toxischer ist als geschnupftes Kokain. Experten vermuten dies jedoch, da durch das Rauchen im Blut schneller hohe Konzentrationen erreicht werden.

Allerdings ist weder gerauchtes noch geschnupftes Kokain so tödlich wie das synthetische Opioid Fentanyl, das in den USA jedes Jahr zu mehr als hunderttausend Toten führt. Denn bereits 1 bis 2 Milligramm Fentanyl führen bei einem Erwachsenen zu einem sofortigen Atemstillstand. Zum Vergleich: Bei Kokain ist erst die tausendfache Dosis tödlich, also 1 bis 2 Gramm. Eine Konsumeinheit Crack enthält rund 0,2 Gramm Wirkstoff.

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Welche Schäden treten im Gehirn auf?

Der langfristige Konsum von Crack bleibt nicht ohne Folgen für das Gehirn. Ganz plakativ beschrieben Forscher diese Folgen von langfristigem Konsum von Kokain 2012: Das Gehirn von Kokainabhängigen altert – sprich schrumpft – schneller. Neuere Studien zeigen genauere Details. Der Konsum führt zu anatomischen Veränderungen im ganzen Gehirn. Besonders betroffen ist das sogenannte ventrale Striatum, das Belohnungszentrum. Je mehr Jahre der Patient konsumiert hat, desto stärker verkümmert diese Region.

Auch die Aktivität verschiedener Hirnregionen verändert sich durch den anhaltenden Konsum. Beispielsweise werden Regionen des Frontalhirns weniger leicht aktivierbar. Forscher gehen davon aus, dass dies die Ursache für die anhaltenden Veränderungen des Verhaltens ist – etwa wenn der Patient weniger gut in der Lage ist, rationale Entscheidungen zu treffen.

Führt Kokain zu psychischen Problemen?

Kokain beeinflusst die Emotionen und das Verhalten. Der anhaltende Konsum führt zu einer erhöhten Reaktionsbereitschaft des körpereigenen Stress-Systems. Der Patient wird also schneller ängstlich, gereizt oder aggressiv.

Unmittelbar nach dem Konsum, wenn die Wirkung der Substanz wieder nachlässt, erlebt der Crack-Konsument einen psychischen «Absturz». Er wird deprimiert und gereizt. Um dies zu verhindern, raucht der Patient oft weiter. Es gibt Patienten, die tagelang durchgehend konsumieren, nichts essen und nicht schlafen. Danach folgt ein umso schwererer «Absturz», bei dem der Betroffene besonders streitlustig und aggressiv wird oder auch in eine Depression fallen kann.

Generell erlebt, wer häufig Kokain konsumiert, oft auch Halluzinationen und Paranoia. Diese durch Kokain hervorgerufenen sogenannten psychotischen Symptome können wieder abklingen, wenn die Wirkung der Droge nachlässt. Doch sie können auch Wochen nach dem letzten Konsum von Kokain noch anhalten.

Wer konsumiert Crack?

Crack sei keine Einstiegsdroge, betonen Experten. Im Gegensatz zu geschnupftem Kokain ist Crack auch weder eine Partydroge noch das Mittel der Wahl, um sich für eine anstrengende Arbeit aufzuputschen.

Es gibt zwei typische Wege, die eine Person zum Crack-Rauchen führen. So schnupft jemand bereits seit längerem oft und jeweils viel Kokain. Irgendwann sucht er oder sie einen noch stärkeren Kick und steigt daher aufs Crack-Rauchen um. Eine Rolle spielt auch, dass Crack billiger ist als Kokain – man bekommt also für dasselbe Geld mehr Kick. Zudem ist in Schweizer Städten seit kurzem auch der Zugang zu Crack sehr einfach, denn Strassendealer bieten fixfertige Päckchen an.

Eine zweite Gruppe von Crack-Konsumenten sind Personen, die bereits mehrere Drogen einnehmen und dann zusätzlich Kokain rauchen. Diese Mehrfachkonsumenten sind in der Regel Menschen, die wegen grosser psychischer Probleme oder Traumata mit Heroin, Beruhigungsmitteln und Alkohol dem als grausam oder sinnlos empfundenen Leben entfliehen wollen. Crack ist dann eine weitere Droge, um das zu erreichen. Solche Konsumenten bekämpfen oftmals die Entzugssymptome der einen Droge mit der Einnahme einer anderen.

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